Medical Tribune
Internationale Wochenzeitung für den Arzt – Ausgabe Österreich
31. Jahrgang Nr. 21 – 28. Mai 1999
Makula Degeneration im Alter – bei mir half Akupunktur
Dr. med. Rudolf Stern
Ich bin 80 Jahre alt und habe 40 Jahre lang, bis zu meinem 70. Lebensjahr, die Tätigkeit eines Landarztes ausgeübt.
In den letzten 25 Jahren, also schon 15 Jahre während meiner ärztlichen Tätigkeit, hat sich bei mir langsam eine Makula Degeneration beider Augen entwickelt. Es gab in zunehmender Weise kleinere Sehstörungen, die mich in der Ausübung meines Berufes nicht hinderten, es sei denn, es handelt sich um ganz diffizile Tätigkeiten, wie das Auskratzen von Hornhautfremdkörpern. Im weiteren Verlauf, also schon in der Zeit meiner Pension, hat sich der Zustand immer mehr verschlechtert, sodass ich in den letzten drei Jahren nicht mehr lesen konnte.
Ich habe natürlich schon bald nach den ersten Zeichen der Krankheit Augenfachärzte aufgesucht und bei weiterer Verschlechterung auch bekannte Kapazitäten der Augenheilkunde. Man hat mir Durchblutungsfördernde Mittel, Vitamin A und E, auch Injektionskuren etc. Verschrieben, aber einhellig versichert, die Makula Degeneration sei eben eine Degeneration, und was kaputt ist, lässt sich nicht wieder in Ordnung bringen.
Durch einen Zufall habe ich Anfang 1998 erfahren, dass es in Dänemark einen Akupunkteur – John Boel – gibt, der sich speziell mit Makula Degeneration beschäftigt und mit seiner Methode etwa 60% Besserungen erreichen würde. An der Stelle ist es Zeit, festzustellen, dass ich damals ein eingefleischter Schulmediziner war, der von Akupunktur und anderen komplementärmedizinischen Methoden nichts hielt.
Die Nachricht von der 60%igen Besserung schlug wie eine Bombe in unseren Arzthaushalt ein. Ich versicherte meiner Frau, dass ich das für Scharlatanerie hielte.
Meine Frau – und da sieht man wieder, wie klug und uns Männern überlegen, Frauen eben sind – sagte kurz: Fahren wir doch hin, hilft es, ist es ein großes Glück, hilft es nicht, war es ein schöner Urlaub in Dänemark. Ich habe mich der Behandlung unterzogen.
Fünf Tage, zweimal täglich Akupunktur im Februar 98. John Boel sagte anschließend zu mir: Fahren Sie nach Hause. Wenn Sie den Eindruck haben, dass es zu einer Besserung kam, müssen Sie die Behandlung fortsetzen. Ich konnte nach drei Wochen subjektiv eine gute, objektiv an der Sehtafel eine kleine Besserung feststellen und habe die Behandlung bei einem österreichischen Akupunkteur fortgesetzt. Im Mai 98 war ich für 14 Tage abermals bei John Boel. Seither gehe ich alle vier Wochen zu einer Akupunkturauffrischung.
Ich kann also nach einem Jahr dezidiert feststellen, dass sich mein Sehvermögen deutlich gebessert hat und das ist doch großartig, wenn man bedenkt, dass sich bei fortschreitendem Alter degenerative Zustände normalerweise verschlechtern. Ich kann zwar noch nicht mit der Brille alleine lesen, wohl aber unter Zuhilfenahme einer Lupe, was vor der Behandlung völlig unmöglich war. Ich finde es aber unglaublich traurig, dass alle Fachärzte für Augenheilkunde, denen ich begegnet bin, entweder von dieser Behandlungsmöglichkeit nichts wussten oder aus schul-medizinischem Hochmut nichts wissen wollten.
Das ist vor allem deshalb traurig, weil bei der Akupunktur, wie auch in der Schulmedizin, sich ein Krankheitszustand um so erfolgreicher behandeln lässt, je früher die Behandlung beginnt.
Auf diese Weise bin ich vom Saulus zum Paulus geworden.
Internationale Wochenzeitschrift für den Arzt